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Right to Repair: Ein wichtiger Schritt i...
Veröffentlicht am - 5 min Lesezeit
Right to Repair: Ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit
In einer Zeit, in der es fast normal klingt zu sagen, dass es “eh keinen Sinn macht, das Handy zu reparieren, hol Dir doch ein Neues”, bringt die EU das Right to Repair Gesetz auf den Weg! Mit breiter Zustimmung nahm das EU-Parlament die Verhandlungsposition an.
Die EU hat es mal wieder geschafft! Mit der EU-Verordnung vom 23.11.2023 wurde die Direktive zum Right-to-repair mit großer Mehrheit angenommen (590 Jastimmen von 620). Damit wurde der Weg geebnet für eine reparaturfreundliche Zukunft. 80% der Europäerinnen und Europäer fordern nämlich Produkte, die langlebiger und reparierbar sind. Aber was wurde denn beschlossen?
Inhalte
- Beschlüsse der Verhandlungsposition
- Was hielt uns bisher davon ab?
- Was kann man jetzt tun?
- Stakeholder-Stimmen und Herausforderungen
- Fazit
- Quellen
Beschlüsse der Verhandlungsposition
Längere Laufzeiten und ökonomische Anreize
Verkäufer und Händler von Produkten sind nun dazu verpflichtet, längere Laufzeiten anzubieten, in denen ihre Geräte repariert werden können. Das schafft nicht nur Vertrauen bei den Verbrauchern, sondern sorgt auch für einen ökonomischen Anreiz zur Steigerung der Reparierbarkeit von Produkten.
Transparente Kommunikation und EcoDesign
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die klare Kommunikation mit den Kunden. Produkte müssen nicht nur reparierbar sein, sondern Verbrauchern sollte auch aufgezeigt werden, wie einfach es ist, das Produkt zu reparieren und wo man Ersatzteile erhalten kann. Die Einführung des "EcoDesign" ist ein Meilenstein – Produkte sollen von Anfang an dafür konzipiert sein, langlebig und reparierbar zu sein, um den Einfluss auf die Umwelt zu minimieren.
Was hielt uns bisher davon ab?
In der Vergangenheit wurden viele Verbraucher davon abgehalten, ihre Geräte selbst zu reparieren oder von Fachleuten reparieren zu lassen. Die hohen Reparaturkosten waren ein entscheidender negativer Faktor. Oft lohnte es sich finanziell nicht, eine Reparatur vorzunehmen, und viele wurden eher dazu verleitet ein neues Gerät zu kaufen.
Zusätzlich erschwerten Hersteller den Zugang und die Verfügbarkeit von Original-Ersatzteilen. Dies zwang Verbraucher und Repair-Shops dazu, auf Drittanbieter-Teile zurückzugreifen, die oft von geringerer Qualität und Lebensdauer waren (z.B. von Batterien).
In modernen elektronischen Geräten sind Bauteile oft so fest miteinander verbunden, dass sie nicht mehr ersetzt werden können. Dies führt dazu, dass ein Defekt an einem einzigen Teil das gesamte Gerät unbrauchbar macht. Die verfrühte Obsoleszenz der Geräte wird seitens der Hersteller so verschnellert, indem sie die Software ihrer Produkte nach kurzer Zeit (oftmals nach bereits 2 Jahren) nicht mehr unterstützen und weiterentwickeln, wodurch die Geräte unsicher werden und sie in ihrer Funktionalität einschränkt sind.
Was kann man jetzt tun?
Bis wir jedoch von diesen Entwicklungen profitieren können, wird noch etwas Zeit vergehen. Auf dem Markt gibt es jedoch jetzt schon Hersteller und Organisationen, die sich selbst verpflichten ihre Produkte umweltfreundlich zu gestalten.
Im Fall vom Smartphone Hersteller Fairphone, aus den Niederlanden, kann das Handy in nur wenigen Schritten zerlegt und die defekten Komponenten ohne viel Mühe ausgetauscht werden. Sie versprechen für mehrere Jahre Ersatzteile auf Lager zu halten und die Geräte lange mit aktueller Software zu unterstützen.
Die Reparatur Gemeinschaft iFixit verleiht dem Fairphone einen Repairablity Score von 10/10. Damit ist es eins der wenigen, die einen solchen Score jemals erhalten haben. iFixit stellt umfangreiche Anleitungen und qualitativ hochwertige Ersatzteile zur Verfügung, auch für ältere Geräte.
Stakeholder-Stimmen und Herausforderungen
Die Direktive stößt auf gemischte Reaktionen. Während einige sie als wegweisend und revolutionär ansehen, äußern Hersteller von Elektrogeräten Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Qualität bei Verbraucher-Reparaturen. Sie fordern einheitliche Maßstäbe für die Reparierbarkeit und versuchen gleichzeitig zu verhindern, dass durch die geforderte Veröffentlichung von Reparaturanleitungen und Materialien Unternehmensgeheimnisse preisgegeben werden müssen.
Sehr empfehlendwert ist der Podcast des Europäischen Research Service. Darin sind auch diese Stimmen des Abgeordneten David Cormand und der Aktivistin Chloé Mikoláček.
The time has come to use the Green Deal objectives as the foundation of a single market that promotes durable products and services by design. To achieve this, we need a comprehensive set of rules that facilitates clear and simple decisions. In one word, we need political courage. By adopting this report, the European Parliament sends a clear message. Harmonised mandatory labelling indicating durability and tackling premature obsolescence at the European Union level are the way forward.
-- David Cormand, Fraktion der Grünen / Freie Europäische Allianz
Every product should be repairable, and everyone should have the choice of whether or not to repair the products they own. We believe products should not only be designed to perform, but also to last and to be repaired whenever needed. Repair should also be affordable, accessible and mainstream. This means repairing a product shouldn't cost more than buying a new one. Finally, we think consumers should be informed. Citizens want to know if their products are built to be repaired or destined to be disposable when breaking at the point of purchase.
-- Chloé Mikoláček
Fazit
Insgesamt markiert die EU-Entscheidung einen bedeutenden Fortschritt in Richtung nachhaltiger Technologie. Während die Herausforderungen der Implementierung noch angegangen werden müssen, eröffnet das Right-to-Repair Gesetz die Tür zu einer Zukunft, in der Reparatur nicht nur möglich, sondern auch eine nachhaltige Praxis ist. Europa setzt damit ein klares Signal für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Elektronik und eine umweltfreundlichere Konsumkultur.
Quellen
Artikel
EU Parliament adopts Right to Repair
EU-Kommission legt „Recht auf Reparatur“ vor
Right to repair: Strengthened consumer rights
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Geschrieben vom Team
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Unser erster Schwerpunkt ist das Thema Nachhaltigkeit. Wir alle wissen, dass unser Planet vor großen Herausforderungen steht. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Digitalisierung. Durch gezielte Förderungen von Forschung aber auch Regulation werden Arbeitsplätze und die Zukunft der Wirtschaft gesichert. Technologien, wie Künstlicher Intelligenz, können uns helfen nachhaltige Lösungen zu finden. Trotzdem müssen wir uns im Hinterkopf behalten, dass auch die Digitalisierung selbst nachhaltig sein muss, Angesichts der vielen Ressourcen die für solche Fortschritte notwendig sind.
Autorinnen und Autoren
Chiara Cinelli
Federico Nellen
Kristina Seidel
Sara Zanfir
Sophie Bionaz
Vanessa Wahlig